Hallo!
lordpeng hat geschrieben:datenträger die nicht gelöscht werden können, werden physikalisch zerstört ...
10er-Bohrer, mit Ständerbohrmaschine durch Festplatte gejagt, hat auch so etwas Finales an sich!
Wobei man gar nicht Brutalität anwenden muß:
Es war einmal so irgendwann in den 90er-Jahren, als ich in der Grazer Filiale einer österreichweit tätigen internationalen Firma arbeitete. Irgendwann kam mit den üblichen Ersatzteilen ein schwerer Karton, Inhalt unbekannt keine Begleitpapiere. Also wieder nach Wien zurückgeschickt. Erstaunter Anruf, warum wir das zurück schicken, das wäre ja für unsere Filiale bestimmt. Na ja, wenn man keine Info bekommt...? Also gut, die firmeneigene Spedition befördert das schätzungsweise 35-40 kg schwere Ding zum dritten Mal, wieder nach Graz. Inhalt: ein "Data Eraser". Was ist das? Ganz einfach: ein kurzes Förderband, das Datenträger aller Art über einen starken Elektromagneten befördert. Disketten etwa springen da in der Mitte so lustig herum.
Nun gut, das Ding steht so herum, einmal wurde wirklich ein QIC-Band wiederbelebt, das sich nach UNIX-Gebrauch weigerte, unter Microsofts Diensten formatiert zu werden. Aber sonst, ein Staubfänger.
Dann kam die Gewitter-Saison und ein Kunde hatte einen kapitalen Blitzschaden. Eine Versicherung hatte er und bat daher, die Festplatte für einen Versicherungsvertreter noch aufzuheben, bat aber auch gleichzeitig, vor der endgültigen Entsorgung die Firmendaten sicher zu löschen.
Im Büro fragte mich der Kollege, ob das nicht ein Fall für unseren Data Eraser wäre? Na ja, noch nie eine Festplatte drüber gejagt... Also wird es Zeit, das auszuprobieren!
Und tatsächlich, die Festplatte führte zur Belustigung aller Anwesenden über dem Magneten einen schönen Regentanz auf! Wir kamen einstimmig zum Schluß, daß die Daten das wohl nicht überlebt haben können.
Dann lag die Festplatte fast drei Monate im Regal und verstaubte.
Eines Tages stand doch tatsächlich jemand in der Tür, ein Männchen vom Typ "klein, grün und giftig"!
Er wollte die Festplatte sehen.
Nach kurzem Überlegen ("Wo ist denn die überhaupt?") wurde sie ihm überreicht. So war das ja auch nicht gedacht, er wollte sie in Betrieb sehen. Nach kurzem Einwand, daß er ja der Sachverständige sei und sich nicht einmal angemeldet hätte, gab es einen kleinen Wortwechsel, schließlich gab mein Kollege nach - er hatte einfach keine Lust weiter zu diskutieren - und steckte die Platte in einen PC.
Beim Einschalten gab es dann für mich, in der zweiten Reihe sitzend, folgendes Bild:
Links mein Kollege in stoischer Ruhe, in der Mitte eine Festplatte, die allerlei laute, quietschende und holpernde Geräusche von sich gab, und rechts ein verstörter Versicherungsvertreter, der nur "J....Ja, ja, die ist wirklich kaputt!" hervorbrachte. Ich mußte dezent ins Nebenzimmer verschwinden, um nicht laut zu lachen.
Der Sachverständige war auch blitzschnell verschwunden, es wurde noch ein fröhlicher Nachmittag im Büro...
Roland